Vom Werden und Vergehen, vom stetigen Wandel
Als wir vor mehreren Jahrzehnten in den italienischen Seealpen, nahe San Remo, Urlaub machten, interessierten wir uns für die Geschichte eines zerfallenen Bergdorfes namens Bussana Vecchia, das heißt: Bussana, die Alte. Ein dort beheimateter englischer Künstler, Colin Wilmot, erzählte uns die Geschichte des Dorfes.
Am Aschermittwoch des Jahres 1887 erschütterte frühmorgens ein Erdbeben die Region. Bussana fiel in sich zusammen. Es gab kaum Überlebende. Nur die Ruinen blieben stehen.
Während bisher die Struktur des Ortes über die Natur dominierte, konnte sich die Natur nun ohne menschliche Bewohner frei entfalten und die zerfallenden Ruinen erobern. So lag Bussana Vecchia auf dem oberen Hügel viele Jahre im Dornröschenschlaf.
In den 1960er Jahren entdeckte die Mutter dieses Künstlers das verfallene Dorf und verliebte sich in seinen morbiden Charme. Sie richtete sich in einem der eingestürzten Häuser ein, ohne die Fassade zu verändern. Bussana Vecchia sollte als verfallenes Dorf erkennbar bleiben. Nach und nach zogen weitere Künstler auf den Hügel und belebten Ort und Gemeinschaft.
Warum schreibe ich das?
Es geht mir um das Werden und Vergehen – und wieder Werden, diesen stetigen Wandel des Lebens. Aus Tragik wird Akzeptanz, aus Albtraum neues Reifen, aus Zerfall Auferstehung. Leben ist Wandel, Bewegung und Veränderung. Würde sich das Leben nicht wandeln, wäre Stagnation die Folge. Stagnation, also Nicht-Veränderung, ist Tod statt Leben.
(Fortsetzung folgt)
In herzlicher Verbundenheit
Georg Rupp