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Reingefallen!

April, April! — Teil 1

Du kennst Aprilscherze?! Und wenn Du keine Ausnahme von der Regel bist, hat man Dich im Laufe Deines Lebens schon viele Male „in den April geschickt“. 

„In den April schicken“ … also jemanden „aufziehen“, necken, ihm eine „lange Nase“ machen. Jemanden „auf den Arm nehmen“. Ein indirektes „Ätsch, reingefallen!“ zurufen. Und sich daran erfreuen, wenn die andere Person tatsächlich reingefallen ist.

„Du hast da was am Mund hängen!“ Oder: „Hinten hast Du einen blauen Fleck auf Deinem Hemd!“, pflegte meine Frau zu sagen, wenn sie sicher war, dass ich den 1. April noch nicht auf meinem Bildschirm hatte. 

Was hat es mit diesem Brauch auf sich?

Da sich heute (fast) alles im Internet nachlesen lässt, macht auch der „Aprilscherz“ keine Ausnahme. Nicht sensationell, aber zutreffend ist zu lesen: „Als Aprilscherz bezeichnet man den Brauch, seine Mitmenschen am 1. April durch erfundene oder verfälschte, meist spektakuläre oder fantastische Geschichten, Erzählungen und Informationen in die Irre zu führen und so „zum Narren zu halten“. Aufgelöst wird der Schwindel meist mit dem Ruf „April, April!“

Als ich am 1. April(!) 1967 – nach meiner Mittleren Reife und einer zweijährigen Ausbildung auf der Höheren Handelsschule – als Finanzanwärter beim Krefelder Finanzamt begann, wurde ich noch am selben Tag „in den April geschickt“. Alle Neuen erhielten nämlich den Auftrag, sich in einem bestimmten Büro auf der nächsthöheren Ebene das „Augenmaß“ abzuholen. Alle älteren Finanzamts-Häsinnen und -Hasen kannten natürlich die Bedeutung und schickten mich – und alle anderen neuen Azubis – von Büro zu Büro, weil das „Augenmaß“ wohl gerade verlegt worden sei. Erfolglos wieder zurückgekehrt, gab es für die auf den Arm genommenen Kandidatinnen und Kandidaten ein mitleidiges Grinsen oder ein triumphierendes Lachen. April, April! Vergaukelt, verschaukelt, veräppelt.

Und dennoch wurde von allen beteiligten Beamtinnen und Beamten augenzwinkernd vermittelt: „Willkommen! Du bist jetzt einer von uns. Denn Du hast die Feuertaufe bestanden!“ 

Wer uns immer wieder in den April geschickt hat, war ein gewisser Till Eulenspiegel. – Till Eulenspiegel war – nach Wikipedia – ein „umherstreifender Schalk des 14. Jahrhunderts, der sich dumm stellte, tatsächlich aber gerissen war und seinen Mitmenschen immer neue Streiche spielte“. In einer Abbildung von 1515 präsentiert der junge Eulenspiegel sein nacktes Hinterteil. 

Eulenspiegel wird oft mit Attributen wie einer Narrenkappe dargestellt. Allerdings ist er mehr als nur ein Narr. In den Geschichten des Till scheint er viel mehr seinen Mitmenschen an Geisteskraft, Durchblick und Witz überlegen. Manche sehen in ihm auch eine Person anarchischer Unangepasstheit. Einen „Possenreißer“ sowieso.

Wie unser gerade verstorbener Krefelder „Zwergen“-Künstler Will Cassel, der gerne seine Nähe zu den Possenreißern beschrieb. Und sich selbst auch so sah. 

Till Eulenspiegel hätte uns alle gerne in den April geschickt.

Wird fortgesetzt 

In herzlicher Verbundenheit

Georg Rupp