Friedrich Nietzsche soll gesagt haben: „Keiner ist so verrückt, dass er nicht einen noch Verrückteren findet, der ihn versteht.“ Ist jedenfalls auf einer Karte zu lesen, auf der zwei punkig schrille Typen Hand in Hand durchs Leben zappeln.
„Auf jedes Töpfchen passt ein Deckelchen“, wusste früher der Volksmund. Was damit gemeint war? Unter dem Strich geht es immer um Liebe und das Bezogensein aufeinander.
Wer kann das ehrlicher, unbeschwerter und unverfälschter beschreiben als Kinder und junge Menschen verschiedener Nationen? Auf die einfache Frage: „Was ist Liebe?“ antworteten sie:
- „Liebe bringt Dich zum Lächeln, wenn Du müde bist.“
- „Liebe ist das, was mit Dir im Raum ist, wenn Du an Weihnachten aufhörst, Geschenke aufzumachen und lauschst.“
- „Wenn Du jemanden liebst, gehen Deine Augen auf und lauter kleine Sterne fliegen aus ihnen heraus.“
- „Liebe ist wie eine kleine alte Frau und ein kleiner alter Mann, die immer noch Freunde sind, obwohl sie sich so gut kennen.“
- „Als meine Oma Arthritis bekam, konnte sie sich nicht mehr nach vorne beugen und ihre Zehennägel lackieren. Ab da tat es mein Opa für sie, auch dann, als seine Hände ebenfalls Arthritis bekamen. Das ist Liebe …“
- „Es gibt zwei Arten von Liebe. Unsere Liebe. Und Gottes Liebe. Aber Gott macht sie alle beide.“
- „Liebe ist, wenn Mami Papi das bessere Stück Hühnchen gibt.“
Diese Weisheiten aus Kindermund berühren auch die Herzen Erwachsener. Kein Wunder. Wir Menschen sind „Säugetiere“ und brauchen deshalb die Nähe und Wärme einer Beziehung und sozialen Gruppe. Wir sind nicht für ein Einsiedlerleben gemacht.
Dass wir uns nicht umarmen dürften, traf uns in der Corona-Krise am meisten. Die Sehnsucht nach körperlicher Berührung liegt in unserem Erbgut, in unserer DNA. Sich zu berühren spricht alle Sinne an. Es sind Gesten der Vertrautheit und Liebe.
Treffen wir Menschen. Gehen wir in Beziehung. Den Wert der Bezogenheit aufeinander hat Virginia Satir, die Begründerin der Systemischen Familientherapie, so beschrieben: „Ich glaube daran, dass das größte Geschenk, das ich von jemandem empfangen kann, ist, gesehen, gehört, verstanden und berührt zu werden. – Das größte Geschenk, das ich geben kann, ist, den anderen zu sehen, zu hören, zu verstehen und zu berühren. Wenn das geschieht, entsteht Beziehung.“
Der Zen-Meister und Mystiker Willigis Jäger (1925 – 2020) sagte: „Was wir am Ende unseres Lebens in Händen haben, sind nicht unsere Leistungen und unsere Werke. Wir werden uns zuerst und vor allem der Frage stellen müssen, wie viel wir geliebt haben.“
Und das italienische Genie Michelangelo Buonarroti (1475 – 1564), als Bildhauer, Maler, Architekt und Dichter weltbekannt, sprach die Worte: „Die Liebe ist das Flügelpaar, das Gott der Seele gegeben hat, um zu ihm aufzusteigen.“
Auf einer rostigen Metalltafel entdeckte ich den Spruch: „Wir sind Engel mit nur einem Flügel. Um fliegen zu können, müssen wir uns umarmen.“
Gibt es etwas Schöneres auf diesem Planeten als Zärtlichkeit zwischen den Menschen?
In herzlicher Verbundenheit
Georg Rupp