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Welche Werte sind Dir wichtig?

Teil 1

Es ist viele Jahrzehnte her, als Folgendes geschah: Claudia und ich trafen uns einige Male im Jahr mit jungen Erwachsenen aus unserer Pfarre, die Kinder- und Jugendgruppen betreuten. Wir hatten die Aufgabe übernommen, ihnen in fachlicher Hinsicht den Rücken zu stärken, Fragen nach gewaltfreier Kommunikation und Klarheit zu besprechen und den Teamgeist zu fördern. Meistens übernachteten wir für zwei bis drei Tage in Jugendherbergen unserer Umgebung.

Als wir mit den Gruppenleitern einer Nachbarpfarre gemeinsam unterwegs waren, schlugen wir am ersten Abend eine „Werte-Versteigerung“ vor. Richtig mit Versteigerungshammer und dem Ausruf „Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten!“ Zuschlag. 

Die Aufgabe lautete: Ihr seid mit einem Raumschiff zu einem unbewohnten Planeten unterwegs. Nach der Landung bekommt jede Gruppe ein gleich großes Gebiet zur Verfügung gestellt. Dort könnt ihr nun Euer „Grundgesetz“, Eure wichtigsten Werte leben. Die müsst ihr Euch aber erst in einer Versteigerung sichern. 

Jeder Gruppe von jeweils vier Jugendlichen standen hundert Versteigerungspunkte zur Verfügung.

Angeboten wurden Werte wie: Entscheidungsfreudigkeit, Gerechtigkeit, Mut, Vertrauen, Harmonie, Geld, Glück, körperliche und mentale Stärke, Gesundheit, Frieden und Liebe. 

Jede Gruppe sollte nun im Vorfeld der Versteigerung diskutieren und beschließen, wie viele Versteigerungspunkte sie bei den einzelnen Werten investieren möchte, um den betreffenden Wert zu „kaufen“. Ziel war ein gemeinsames gutes Leben auf diesem neu besiedelten Planeten.

Als es zur Versteigerung kam, ging der Wert an die Gruppe, die am meisten Punkte geboten hatte. So erhielt die eine Gruppe den Wert „Gerechtigkeit“, die andere den Wert „Vertrauen“ für den Start in dieser fernen Welt. Alle boten mit. Nur eine einzige Gruppe hielt sich die ganze Zeit zurück. Sie schauten der Aktion lächelnd und schweigend zu. 

Gegen Ende der Versteigerung wurde die „Liebe“ ausgerufen. Was soll ich sagen?! – Bevor andere Gruppen mitsteigern konnten, rief der Sprecher dieser Vierergruppe laut: „Hundert Punkte!“. Sie setzten ausschließlich auf die Liebe. Und begründeten: „Wer die Liebe hat, hat alles. Mehr brauchst du nicht. Liebe beinhaltet Gerechtigkeit, Vertrauen, Glück und Frieden. Auf der Liebe können wir ein gutes, neues und erfülltes Leben aufbauen.“

Die anderen Jugendlichen erschraken im Moment des Zuschlags. „Wir hätten auch gerne noch etwas von der Liebe abbekommen“, sagten sie enttäuscht. 

Den ganzen Abend diskutierten sie über die wichtigsten Werte im Leben. Beim Frühstück am nächsten Morgen ging es noch weiter … 

Die Idee geht zurück auf eine Übung, die Klaus W. Vopel von ISKO-PRESS, Hamburg, in einem seiner Interaktions-Bücher für Jugendliche beschrieben hat.

In herzlicher Verbundenheit

Georg Rupp