Wenn die Bäume im Herbst ihre Blätter verlieren – ist das Mangel oder ist das Fülle?

Auf manche Gedanken muss man ja erst einmal kommen … Bisher dachte ich immer: Wenn der Sommer geht, verliert das Jahr an Kraft. Wir nehmen Abschied von den langen, warmen Tagen. Vom heiteren, beschwingten Zwitschern der Vögel. Vom sonnengetränkten Flirren der Lüfte. – Wenn Herbst und Winter kommen, läuft das Leben auf Sparflamme, geht die Fülle zur Neige, setzen Mangel und Sparsamkeit ein …

Und nun las ich in einem – ja, neudeutsch sagen wir wohl „Newsletter“ – die Überschrift „Gute Neuigkeiten“. Schön!

Darunter war zu lesen, dass die Natur keinen Mangel kennt. Dass Leben und Sterben Fülle sind. Wenn wir uns nur die Fülle an sterbenden Blättern im Herbst fasziniert anschauen. Da ist kein Mangel. Zumal die Blätter wieder guten Humus ergeben. Nahrung für das, was nachfolgen wird.

Es ist immer eine Frage der Sichtweise. Mangel- oder Fülle-Denken, -Sehen, -Fühlen entstehen in uns selbst. Es ist die Frage, wie wir die Dinge bewerten. 

Wie schon bei der Sache mit dem halbvollen oder halbleeren Glas. Halbvoll? Halbleer?

Es gibt auch eine dritte Sichtweise: Ganz gleich, ob halbvoll oder halbleer. Hauptsache, ich weiß, wo die Quelle ist …

In herzlicher Verbundenheit
Georg Rupp