Die Sorgenstuhl-Methode

Teil 2.

Wie gehen Sie vor?

Platzieren Sie Ihren „Sorgenstuhl“ an der unattraktivsten Stelle Ihrer Wohnung. Empfehlenswert ist eine Ecke, in der Sie sonst nie sitzen. Wenn Sie den Sorgenstuhl benutzen, setzen Sie sich mit Ihrem Gesicht bewusst zur Wand oder zur Ecke hin (Dort sollte natürlich dann auch kein schönes Foto hängen, sondern Langeweile entstehen.) 

Die Übung in der 1. Woche: Vom 1. bis zum 8. Tag legen Sie eine 10minütige, feste Zeit am Vormittag fest (z.B. von 6.40 Uhr bis 6.50 Uhr) und eine feste Zeit am frühen Abend (z.B. 18.20 Uhr bis 18.30 Uhr).

7 Tage lang setzen Sie sich ab jetzt um 6.40 Uhr und um 18.20 Uhr mit dem Gesicht zur Wand auf Ihren Hocker, und beginnen sich über alles und jedes Gedanken zu machen. Alle Sorgen sind erwünscht, alle Grübeleien, jeder Selbst- und Fremdvorwurf, alle überzogenen, unerfüllten Erwartungen an Gott und die Welt, auch an sich selbst, derbe Bewertungen wie: „Ich bin sowieso nichts wert!“, „Keiner liebt mich!“, „Alle anderen sind besser als ich…“

Oder auch: „Was geschieht mit mir, wenn die Panikattacke kommt?“ – „Wenn im Kino Feuer ausbricht?“ – „Wenn ich den Job verliere?“ – „Eine Dachziegel auf meinen Kopf fällt?“ – „Ich aus der Niedergeschlagenheit nicht mehr herausfinde?“ …

Malen Sie sich alle Katastrophen, die Ihnen widerfahren könnten, in bunten Farben aus. Spüren Sie genau hin: Wo sitzt die Angst in Ihrem Körper? Die Panik? Die Depression? Die Wut? Die Ohnmacht?

Erwünscht ist auch, alle Sorgen aufzubauschen. Wenn Sie schon minderwertig sind, dann sind Sie aber auch mit Sicherheit der minderwertigste Mensch des gesamten Universums. Wenn Sie ein Versager sind, dann gleich der allergrößte Versager seit Adam und Eva. Wenn Sie ein armer Tropf sind, dann aber auch der allerärmste Wurm, der sich auf Erden krümmt… 

Wir nennen diese Technik „Blow Up“ (aufblähen, vergrößern). Übertreiben hilft, um Humor in das Ganze zu bringen. (Hoffentlich verstehen und akzeptieren Sie Humor…)

Was aber, wenn sich in den Zeiten zwischen den beiden Sorgenstuhl-Sitzungen die destruktiven Gedanken noch mehr Raum verschaffen? (Das ist anfangs ganz normal.)

Dann hilft die Zusatz-Methode des „Gedankenstopps“.

Wenn sich also Ihre üblichen Gedanken aufdrängen, rufen Sie schlagartig: „Halt! Stopp! Um 18.20 Uhr!“ und verweisen Ihre Grübeleien auf den nächsten Sorgenstuhl-Termin. 

Sie zweifeln, dass das funktioniert? Anfangs zurecht. Aber Ihr Gehirn gewöhnt sich nach einer Woche an die Verschiebung Ihrer Sorgen.

Also: Sie verdichten die Grübel-Attacken und binden Sie an die Sorgenstuhl-Zeit. 10 Minuten morgens, 10 Minuten abends. Unbequemer Sitz. Gesicht zur Wand. Grübeln. Aufblähen. Übertreiben. Humor… Dann: Stopp! Grübelpause.

Und jetzt der geniale Plan: 

  1. Woche, wie besprochen: 10 Minuten morgens und 10 Minuten abends. Immer zur gleichen Zeit.
  2. Woche: 5 Minuten morgens und 5 Minuten abends. Immer zur gleichen Zeit.
  3. Woche: 5 Minuten morgens oder 5 Minuten abends. (Eine Sorgen-Sitzung entfällt.)
  4. Woche: Nur noch 1 Minute, morgens oder abends. Schluss. Ende. Grübel-Aus.

4 Wochen für mehr Gedankenruhe. Für weniger Selbstsabotage-Programme, weniger Katastrophen-Gedanken. 4 Wochen für besseren Schlaf und bunte Farben im Leben. Und vor allem für mehr Zuversicht und die Gewissheit: Ich kann etwas ändern und Neues lernen, wenn ich aktiv bin.

Denn das Leben ist immer so, wie Sie es sehen und bewerten. 

In herzlicher Verbundenheit

Georg Rupp