Der Freundschaft dienen – Teil 1

Ein Haus der Freundschaft entwerfen.

Vor längerer Zeit hielt ich einen Vortrag vor geladenen Gästen, die sich ehrenamtlich um soziale Belange kümmern, über den Wert von Freundschaft und Nächstenliebe. Ich möchte Sie heute daran teilhaben lassen, denn Freundschaft und gelingende Beziehungen sind ein wesentlicher Stützpfeiler eines guten Lebens.

Herr Dr. Klöbner trifft Herrn Müller-Lüdenscheid. Zwei Herren im Bad, in Szene gesetzt von Loriot. Der Beginn einer wunderschönen Männerfreundschaft – obwohl ja ständig eine Ente dazwischenkam. Ja, Sie lachen. Und damit haben wir den Sinnspruch erfüllt: „Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln.“

Ich möchte mit Ihnen heute ein „Haus der Freundschaft“ entwerfen. Dabei ist es zunächst sinnvoll zu wissen, dass das Wort „Freund“ wie „Friede“ und „frei“ auf die indogermanische Wurzel „Fri“ zurückgeht. „Fri“ bedeutet lieben und hegen. Freundschaft umschließt Schutz und Beistand, vor allem in der Fehde. Bauen wir also jetzt zum Schutz und zur Sicherheit ein stabiles Haus der Freundschaft.

Stellen Sie sich einmal ein Haus vor, mit Fundament, Parterre, Obergeschoss und einem alles überspannenden Dach. Die Pfeiler des Hauses sind wie die Säulen eines Tempels: Stünden alle Säulen auf einer Seite eng zusammen, könnten Sie das Dach des Tempels nicht tragen. Deshalb stehen sie auseinander, wie auch Eiche und Zypresse nicht im Schatten des anderen, sondern getrennt voneinander wachsen. Sie geben sich Raum, Freiraum.

So kann auch Freundschaft nur gedeihen durch Freiräume. Durch das rechte Maß an Nähe und Distanz. Auch die Stützen des Hauses vermischen sich nicht. Es sind Eck-Pfeiler.

Diese vier Pfeiler, die das Fundament des Hauses bilden, sind

  1. Das „Ich“ mit seinem Wesenskern, der persönlichen Note und Ausstrahlung
  2. Das Gegenüber, das „Du“ mit seiner eigenen Individualität
  3. Die Begegnung und Kommunikation im „Wir“
  4. Die „Bindemittel“, sozusagen der Beton, von den genetischen Voraussetzungen über die Kohärenzfähigkeit bis zur tief im Inneren wohnenden, in allen Kulturen vorzufindenden Sehnsucht nach Menschlichkeit, nach Harmonie, Liebe und Frieden.

In der Bodenplatte im Parterre fließen nun diese vier Strömungen und die Motive zur Freundschaft zusammen und erhalten die Freiheit, sich gegenseitig dauerhaft anzuziehen oder abzustoßen. Ist die prägende Kraft positiv, stimmt ferner die „Chemie“ oder die „Schwingung“, kann am gemeinsamen Haus weiter gebaut werden.

Im Erdgeschoss finden dann später gemeinsame Feste statt, auch der alltägliche „Smalltalk“, der Kaffeeklatsch, Stammtischgespräche mit mehr oder weniger geistreichem Witz, gemeinsame Interessen, Kontakte bei Sport und Spiel.
Zur Parterre gehören auch die Lästermäuler und Weltverbesserer an den Tresen dieser Welt. Männer, die sich gerne mal der häuslichen Nähe entziehen. Zur Parterre gehören auch die Lästermäuler und Weltverbesserer an den Tresen dieser Welt. Männer, die sich gerne mal der häuslichen Nähe entziehen.

Die erste Etage, dem Himmel etwas näher, ist den schönen Künsten vorbehalten, dem Geist, der Ästhetik, der Philosophie und Musik… oder, wie Lin Yutang schreibt: „Unter mancherlei Freunden sind am besten solche, die Gedichte schreiben können, demnächst solche, die zu plaudern und ein Gespräch zu führen verstehen, in dritter Linie, die malen können, an vierter Stelle solche, die eine Singstimme haben und zuletzt kommen die, die gute Kumpane beim Zechgelage und bei den Gesellschaftsspielen sind.“ (Die letzten sind eher die des Erdgeschosses…)

Und das Dach? – Das Dach im Haus der Freundschaft kann nur einen spitzen Giebel haben. Er stellt den Bezug zum Kosmos her, zur Ahnung, zum Glauben an eine höhere Macht, zur Transzendenz und Spiritualität. Ohne ein solches Dach scheint mir das Haus nicht vollständig und nicht geschützt. Schon der Tiefenpsychologe C. G. Jung bezeichnete als eine seiner Kernaussagen die Frage: „Bist Du auf Unendliches bezogen oder nicht?“ Und Le Corbusier, der große Baumeister und Architekt, behauptete gar: „Nur das Vertikale gibt dem Horizontalen Sinn!“

Auf festem Fundament durch die verschiedenen Ebenen der Freundschaft zur Spiritualität – ein solches Haus der Freundschaft hätte wohl gute Chancen, wie ein Fels in den Brandungen des Lebens überdauern zu können.

In herzlicher Verbundenheit
Georg Rupp

Teil 2 folgt