Was heißt das eigentlich: „Außer Rand und Band?“ Jeder hat schon einmal Aussagen von Menschen gehört, die – wie vom Blitz getroffen – aus Freude, aus Überraschung oder aus Betroffenheit ausrufen:
„Ich bin völlig aus dem Häuschen!“
„Ich bin fassungslos!“
Man muss sich diese Worte einmal durch Geist und Seele gehen lassen:
„Jetzt bin ich aus dem Häuschen!“ heißt doch: Ich bin aus dem Rahmen des Üblichen gefallen, habe
meinen Halt verloren, mein Koordinatensystem stimmt nicht mehr… ist im wahrsten Sinne des Wortes „ver-rückt“. Alles, was mich bisher gehalten hat, meine Maßstäbe, Normen, mein gesunder Menschenverstand, meine Sichtweise der Welt, ist ver-rückt, zur Seite gerückt, nicht mehr an dem Platz, an dem es immer war.
„Ich bin fassungslos!“ heißt so viel wie: Ich habe meine Fassung verloren, die Birne ist nicht mehr in der Verschraubung, sie hängt freischwebend im Raume, alles, was mir bisher Stabilität gab, ist weg. Der Boden unter den Füßen fehlt.
Aus dem Häuschen sein, aus dem Rahmen fallen, aus der Reihe tanzen, völlig losgelöst sein… sind ausgesprochen nützliche Begriffe, für die ich der deutschen Sprache sehr dankbar bin. Da haben kluge Köpfe passende Worte für ein Lebensgefühl gefunden, aber: Dürfen wir „außer Rand und Band“ sein? Dürfen wir „aus dem Rahmen fallen“? Wir dürfen es nicht nur, wir sollten es!
Wer immer im selben Rahmen bleibt, verwickelt sich. Wer sich auf eine Sache versteift, versteift an
Körper, Geist und Seele.
Stell Dir das Leben vor wie einen Weg mit Leitplanken: Wer aus Angst, vom Weg ab zu kommen, immer in der Mitte bleibt, der kann sich selbst nicht erfahren.
Wer mit Scheuklappen durchs Leben geht, bleibt eng und starr und furchtsam. Er bleibt im wahrsten
Sinne des Wortes „mittel-mäßig“.
Die Mitte muss sich der Mensch erarbeiten. Dabei sollte er schon mal vom Weg abkommen, um nicht auf der Strecke zu bleiben.
Wer keine Angst vor den Grenzen, vor den Leitplanken, vor den bisherigen Rändern seines Lebens hat… wer schon mal (legal!) über Grenzen geht… wer Neuland betritt… der lebt intensiver.
Nur wer Ungewohntes wagt, ent-wickelt sich.
Wer neugierig auf die Polaritäten seines Lebens ist, sie erfährt und integriert, der kann in und aus
seiner Mitte leben.
Der genießt und akzeptiert jeden Zentimeter seines Lebensweges. Zur einen und zur anderen
Seite, im Rückspiegel und nach vorn.
Der ist offen für Wandlungen. Auf dem Weg eines gelungenen und reichen Lebens.
In herzlicher Verbundenheit
Georg Rupp
Aus: „Das Sternum-Projekt: Die 7 Schlüssel für ein reiches Leben“ – Dr. phil. Georg Rupp (Macht Sinn GbR, 1. Auflage 2004, ISBN 978-3938270028, Preis 29,80€)