Über die Dankbarkeit und die Demut
Der spätere südafrikanische Präsident Nelson Mandela (1918-2013) saß während der Apartheit über 27 Jahre im Gefängnis. Nach seiner Befreiung sprach ein Journalist mit ihm und sagte mitfühlend: „Sie haben 27 Jahre Ihres Lebens verloren!“ – „Nein, mein Freund“, antwortete Nelson Mandela lächelnd, „ich habe mich 27 Jahre auf das Leben vorbereitet.“
Wenn der Mensch seine Angst überwunden und seinen Mut entdeckt hat, kann er seinen Mut weitergeben und dankbar sein. Er kann sich mitteilen. Sein Wissen und seine Erkenntnisse mit anderen teilen. Oder er kann abdriften ins „Ich bin der Größte!“, „Ich stehe über allem!“ Das ist Hochmut. (Ja, da fallen mir doch sofort Donald Trump, Putin und deren machtgeile Tech-Milliardäre und Oligarchen ein …)
„Hochmut kommt vor dem Fall“ – und führt mit etwas Verspätung oft in eine Depression. Denn der Fall, der Absturz, ist ja das Gefühl, im Nichts zu versinken.
Du kannst natürlich, wenn Du Deine Angst erst gar nicht überwindest – also nie Mut und Zuversicht entwickelst und Dein Leben voller Angst und Sorge ist – auch ohne den Weg über den Hochmut in die Depression gelangen. Dann steht nicht der Hochmut zwischen Angst und Depression, sondern das „Minderwertigkeitsgefühl“. Das Gefühl, es nicht zu schaffen und eine Versagerin, ein Versager zu sein.
Demut heißt auch: „Annehmen dessen, was ist …“
Wenn der Mensch die Angst annimmt und sich mit ihr versöhnt, kann er über diese Versöhnung in die Freude gelangen. Ohne die Annahme und Wertschätzung der eigenen Schattenseiten sind Entwicklungsschritte allerdings nicht möglich.
Dankbarkeit heißt: Sich einordnen in die Struktur des Lebens. Den anderen nicht ausschließen, sondern teilhaben lassen. Sich ein Herz für die Schöpfung bewahren. Dem Geschwächten zur Seite stehen. Die Schönheit des Augenblicks lieben.
Ist es da nicht gut, ein „Dankbarkeitstagebuch“ anzulegen – es täglich zu führen und zu erweitern?
„Heute bin ich dankbar für …“ (Schreibe diesen Satz anfangs für jeden Tag neun Mal untereinander in Dein Tagebuch.)
Und zum Abschluss: „Und besonders dankbar bin ich heute für …“
Ein paar Beispiele: Heute bin ich dankbar für … die bunten Blumen auf den Feldern / das Lächeln von Max und Lisa / den Sonnenstrahl, der durch die Wolken fiel / für meine guten und liebevollen Gedanken / für die Kissenschlacht, die uns viel Spaß gemacht hat / für das gute Rezept, an das ich mich herangetraut habe / für das Telefonat mit Oma Hilde / für die warme Dusche am Morgen / für den tollen Lesestoff, den ich mir gegönnt habe / für das herzliche Lachen im Nachbarsgarten.
Und besonders dankbar bin ich heute für … den schönen Tag!
Hundert Mal am Tag kannst Du das wichtigste Wort sagen. Das absolute Geheimniswort: DANKE!
Dann fällst Du nicht mehr in Dein Gedankenmuster, dass Dein Leben nicht in Ordnung ist.
In herzlicher Verbundenheit
Ihr Georg Rupp