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Hereinspaziert!

Die Sechswörtergeschichte

Liest Du gerne? Und wenn ja: Was? Es gibt Romane, Kinderbücher, Sachbücher, Comics. Und tausend Sachen mehr. 

Ich habe gar nicht so viel Zeit zum Lesen. Dafür schreibe ich fast unentwegt. Zum Beispiel alle vierzehn Tage eine neue Kurzgeschichte in der Sparte „Futter für die Seele“. Nun schon über zwölf Jahre lang. Mehr oder weniger kurze Geschichten. Meistens auf nur eineinhalb DIN A4 Seiten. Und in kurzen Sätzen. 

Ernest Hemingway (1899-1961), riet allen Schriftstellerinnen und Schriftstellern: „Autoren sollten stehend an einem Pult schreiben. Dann würden ihnen ganz von selbst kurze Sätze einfallen.“ 

Als Meister der kurzen Sätze gilt zwar der Prinz von Kölle, Lukas Podolski („Fußball ist einfach: Rein das Ding – und ab nach Hause.“), aber auch Hemingway selbst war ein Meister der Kurzgeschichten. Seine kürzeste bestand aus sechs Wörtern: „For sale: Baby shoes. Never worn.“ (In der deutschen Übersetzung reichen sogar vier Worte: „Babyschuhe, ungetragen, zu verkaufen.“) Eine Geschichte, ein Roman, ein Drama – kürzer geht es nicht.

Und, ja … der sechs-Worte-Satz ist eine psychologisch-biografische Übungsaufgabe. Oder, um im Rahmen zu bleiben: Die Sechswörtergeschichte als ein eigenes, kleines Genre. 

Also, wenn Du Lust hast: Schreibe das Hauptthema Deines Lebens in nur sechs Wörtern auf. 

Beispiele? Bitte sehr: 

  • „Mein erstes Konzert: Bowie. Erklärt alles!“
  • „Schwierige Kindheit führt mich zur Weisheit.“
  • „Grauer Star. Hab’s nicht kommen sehen.“
  • „Tschüss, blöder Günther, jetzt lebe ich!“
  • „Drei Katzen, ich bleibe niemals ungeliebt.“
  • „Freude und Schmerz sind eng verwoben.“

Alles Sechswörtergeschichten. 

Die kurze Form zwingt dazu, eine Essenz zu finden und sich selbst zu reflektieren: Ist mein Leben gelungen – mehr oder weniger? Welche Überschrift bestimmt mein Leben? Was ist der Grundton meiner Existenz?

Als Claudia und ich die „Sechswörtergeschichten“ kennenlernten, näherten wir uns – nach einigen halbgaren Versuchen – unseren wirklichen Lebensmotiven an. Unserer Lebensmotivation. Dem, was uns beseelt. Dem, was unser Leben ausmacht. In nur sechs Wörtern niedergeschrieben:

  • „Liebe trägt mich durch mein Leben.“ (Claudia) Und:
  • „Ich bring mein Herz zum Leuchten.“ (Georg)

Und nun: Werde Schriftsteller/in. Formuliere Deine Sechswörtergeschichte. Bis Deine Seele zufrieden ist.

In herzlicher Verbundenheit

Ihr Georg Rupp