Der 1. und der 2. Pfeil

Teil 2.

Was kannst Du dafür tun, dass Dich der 1. Pfeil – Deine Vergangenheit – nicht herunterzieht, Dir nicht die Gegenwart, den Augenblick, verdirbt?

Ich hatte erwähnt, dass der 2. Pfeil die Bewertung des 1. Pfeils darstellt. Das bedeutet: Wie denkst Du darüber, was Dir in Deinem Leben widerfahren ist oder Dir vorenthalten wurde?

Die Lösung lautet: Werde zu Deinem eigenen „externen Beobachter“, beobachte Dich von außen. Lerne ab jetzt, Dein Denken mit Abstand zu betrachten.

Du als Persönlichkeit bist mehr als Dein Denken. Ein Teil von Dir denkt, nämlich Dein Gehirn. Dein Gehirn bist aber nicht „Du“. Denn Deine Seele ist nicht Teil Deines Gehirns. Dein Geist – im Sinne eines erweiterten Bewusstseins – ist nicht Teil Deines Gehirns. Deine Intuition, Deine Herzintelligenz, sind nicht Teil Deines Gehirns. Auch Dein Körper ist weit mehr als nur Dein Gehirn. Dein Gehirn denkt. Nicht Du. 

Deshalb lautet der „1. Lehrsatz“:

Du bist nicht Dein Denken!

(Wenn Du in der „Ich-Form“ denkst, dann heißt es: Ich bin nicht mein Denken!)

Hinzu kommt: Dein Gehirn ist ein „Automat“, eine „Maschine“. Es wiederholt und bevorzugt immer das, was Dir Dein Leben gesichert hat. Immer und immer wieder befeuert es die alten „Daten-Autobahnen“ in den neuronalen Netzwerken. Entscheidungsprozesse laufen auf festen Schienen. Deshalb ist es auch so schwer, aus alten Gewohnheiten auszubrechen. Zwar ist das menschliche Gehirn mit Freude lernfähig, aber das bedarf permanenter Übung.

Wenn Du nicht Dein Denken bist, musst Du auch nicht jeden Schrott glauben, den Dein Gehirn sich zusammendenkt. Du kannst Dir auch sagen: „So klein… und denkt schon so viel Mist!“

Also lautet der „2. Lehrsatz“:

Du musst nicht alles glauben, was Dein Gehirn denkt!

(In der „Ich-Form“: Ich muss nicht alles glauben, was mein Gehirn denkt!)

Jetzt bist Du im Zustand des „äußeren, externen Beobachters“, der dem Gehirn beim Denken zuschaut. Schau zu, wie es im Gehirn rattert und feuert… knattert und blitzt. Stell Dir das einfach vor – dann hirnst Du nicht mehr so viel herum.

Wenn Du jetzt noch einen „Schritt zurücktrittst“, befindest Du Dich im Zentrum einer Achtsamkeitsübung. Die geht so: Du nimmst lediglich wahr, ganz wertfrei, das – und was – Dein Gehirn denkt.

Deshalb lautet der „3. Lehrsatz“:

Ah ja… ich nehme wahr, dass mein Gehirn jetzt denkt…“ (beispielsweise: Andere können das besser als ich!) 

Du nimmst es nur wahr – ohne Bewertung, ohne inneren Kommentar, ohne Emotionen.

„Ah ja“…schau lediglich von außen, was Dein Gehirn denkt. Auch das ist eine Übungssache!

Der 2. Pfeil ist Dein Werkzeug, um Dich von Grübelattacken zu befreien.

Abschließend noch ein Hinweis: Wenn bei Dir der Eindruck entsteht, wir wollen die Denkprozesse Deines Gehirns in die Schranken verweisen, ist das nur bedingt richtig. Sie sollen nur nicht – wie bisher – über Deine Persönlichkeit und Dein ganzes Leben bestimmen. 

Unser Gehirn ist eine Errungenschaft der Evolution – und das ist hilfreich und gut. Auf die Balance, auf den Ausgleich kommt es an.

In herzlicher Verbundenheit 

Georg Rupp