Teil 2
Nachdem wir uns ausgetauscht hatten, stand in der Einladung zu unserem 135. Geburtstag (65 + 70) für alle zu lesen:
SIE ÜBER IHN
Claudia schreibt über Georg (70):
„Das Älterwerden hat ihm und seiner multiplen Persönlichkeitnicht geschadet. In seinem Herzen ist er immer noch der große Junge geblieben, der in stillen Stunden innehält, um nach dem Sinn und der Wahrheit zu suchen. Das Normaleist ihm suspekt. Wie soll es da mit ihm langweilig werden?
Seine Energie ist mitreißend und herausfordernd. Er bewegt und lässt sich bewegen. So bleibt keine Zeit, sich in der Komfortzone einzurichten – weder für ihn noch für uns. Nur wer sich ändert, bleibt sich treu.
Seine Liebe zur Kunst, zur Philosophie und Natur, zum Clown und zum Narren, zu den leisen Tönen und zum chaotischen Spektakel, spricht aus seiner Seele. Er liebt den Reichtum der deutschen Sprache, ein Poet eben, wenn manchmal auch nur für den Hausgebrauch. Sein Lachen steckt an, wie seine Lust zu feiern.
Paradoxie und Eigen-Sinn sind bunte Facetten seiner Persönlichkeit. So beginnt er bei zu großem Andrang am Buffet als einziger antizyklisch von links mit der Nachspeise, um dann über den zweiten und ersten Hauptgang mit der Vorspeise zu enden. Da wird frau zur Co-Spielerin im täglichen neuen Spiel des Lebens. Er meint dazu: Wer nicht genießen kann, wird ungenießbar.“
ER ÜBER SIE
Georg schreibt über Claudia (65):
„Sie scheint manchmal gar nicht von dieser Welt – und hat doch irdische Sehnsüchte. Als Kind betete sie zu Gott, keine Nonne werden zu müssen – und hat doch Anteil an der Reinheit des Bergkristalls.
Das Bild, das sie vom Wesen Frau entwirft, umfasst die Eleganz einer mal wilden, mal schnurrenden Katze, den Spitzbuben-Charme eines frechen Fratzes, dem man zum Teufel nicht zürnen kann, Kutscherflüche und Kullertränen, Verwegenes und Verlegenes, Schüchternes und Schelmisches … ein Freund und ein Kobold.
Sie erzählt ureigene Märchen und lässt Menschen dabei träumen. Ihre Tiefsinnigkeit kann anrühren und bewegen. Eine Frau ohne Ellenbogen, aber mit unbeugsamer Energie und der Macht der Liebe beseelt.
Manchmal erscheint sie für einen Augenaufschlag in der Wüste Weltwie eine Fata Morgana: einfühlsam, lebensfroh, Hoffnung spendend.
Im tiefsten Inneren ein unergründbares Rätsel, bleibt sie hier und jetzt für viele ein faszinierender Mensch, ein Gedanke Gottes, eine Seiltänzerin ohne Seil … eben sie selbst.“
Das Schönste beim Schreiben ist die Herzensverbindung zum geliebten Menschen. Wenn die Liebe aus dem Herzen in die Hand strömt. Und dann die beseelte Schwingung der Worte und Sätze das Herz des Lesers, der Leserin findet. Auf dieser Brücke finden die Liebenden zusammen.
Franz Kafka (1883 – 1924) drückte es so aus: „Wenn man einander schreibt, ist man wie durch ein Seil miteinander verbunden.“
In herzlicher Verbundenheit
Ihr Georg Rupp