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Kauf Dir einen Sorgenstuhl 

Teil 2

Erwünscht ist auch, alle Sorgen aufzubauschen.Wenn Du schon minderwertig bist, dann bist Du mit Sicherheit das minderwertigste Wesen des gesamten Universums. Wenn Du ein Versager bist, dann gleich die allergrößte Niete seit Adam und Eva. Wenn Du ein armer Tropf bist, dann aber auch der allerärmste Wurm, der sich hier auf Erden krümmt …

Bei Jana könnte sich das so anhören: „Wenn die Nackenschmerzen nie mehr weggehen?! – Dann kann ich nicht mehr Auto fahren. Dann verliere ich meinen Status. Den Arbeitsplatz sowieso. Dann lachen alle über mich. Dann bin ich der letzte Heuler. – Und wenn meine Nackenprobleme ansteckend sind? Eine Katastrophe. Hinterher laufen alle so rum – und ich bin schuld. Großer Gott… Alle Menschen auf dieser Erde greifen sich dann in den Nacken. Und ich hab’s verbockt! Alle zeigen mit den Fingern auf mich!“

Und die Sorgen auf die Spitze getrieben: „Heiliger Himmel! Wenn die Wissenschaft diese Krankheit auch noch nach mir benennt: Das ‚Jana-Nackenschmerz-Syndrom‘, heißt es dann. Und das steht weltweit im Diagnoseregister … In jeder Arztpraxis fällt mein Name … Dann hab ich Follower ohne Ende. Welche Schande!“ 

Wir nennen diese Technik „Blow Up“. Das heißt so viel wie „aufblähen und vergrößern“. Denn Übertreiben hilft, um Humor in das Ganze zu bringen. Damit zeigst Du Deinen Ängsten die rote Karte!

Was aber, wenn sich in den Zeiten zwischen den beiden Sorgenstuhl-Sitzungen die destruktiven Gedanken noch mehr Raum verschaffen, wasanfangs ganz normal ist?

Dann hilft die Zusatz-Methode des „Gedankenstopps“.

Wenn sich also Deine üblichen Gedanken aufdrängen, rufe innerlich oder laut: „Halt! Stopp! Um 18.20 Uhr!“ Verweise also Deine Grübeleien auf den nächsten Sorgenstuhl-Termin.

Du zweifelst, dass es funktioniert? Anfangs zu Recht. Aber Dein Gehirn gewöhnt sich nach einer Woche an die Verschiebung Deiner Sorgen.

Also: Du verdichtest die Grübel-Attacken und bindest sie an die Sorgenstuhl-Zeit. 10 Minuten morgens, 10 Minuten abends. Unbequemer Sitz. Gesicht zur Wand. Grübeln. Aufblähen. Humorvoll übertreiben … Dann: Stopp! Grübelpause.

Und jetzt der Plan:

Erste Woche, wie besprochen: 10 Minuten morgens und 10 Minuten abends. Immer zur gleichen Zeit. Zweite Woche:5 Minuten morgens und 5 Minuten abends. Immer zur gleichen Zeit. Dritte Woche: 5 Minuten morgens oder 5 Minuten abends. (Eine Sorgenstuhl-Sitzung entfällt.) Vierte Woche: Nur noch 1 Minute, morgens oder abends. Schluss. Ende.Grübelaus.

Vier Wochen Training für mehr Gedankenruhe. Für weniger Selbstsabotageprogramme, weniger Katastrophen-Gedanken. 

Vier Wochen für besseren Schlaf und bunte Farben im Leben. 

Und vor allem für mehr Zuversicht und die Gewissheit: Ich kann etwas ändern und Neues lernen, wenn ich aktiv bin.

Bei Jana wirkten die Übungen bereits nach drei Wochen. Sie entschied sich auch dazu, flexibler zu sein und in ihrem Alltag geschmeidiger zu leben. Mit weniger Kontrolle und einer fröhlicheren Grundeinstellung. Ihre Lösungen hießen jetzt: „Das juckt mich nicht!“ Und: „Mit einem leichten ‚Scheißegal‘ geh ich durchs Leben …“ Ab diesem Zeitpunkt konnte sie den Kopf wieder drehen, wieder in alle Richtungen schauen. 

Und den Sorgenstuhl? Den hat sie zu ihrer eigenen Genugtuung nach kurzer Zeit entsorgt. Welch ein Glücks-Tag!

In herzlicher Verbundenheit

Ihr Georg Rupp