Das Leben ist zu kurz für irgendwann

Steht auf einer Karte. Der Ausschnitt eines Riesenrades ist zu sehen. Das wirkt wie eine Einladung: Steig ein, fliege mit mir dem Himmel entgegen. Heute. Nicht morgen. Carpe diem – nutze den Tag.

Es gibt Menschen, die verschieben alles auf irgendwann. Auf später. Oder auf viel später. 

Sie verschieben die Prüfung, denn sie wissen ja noch nicht alles. Sie verschieben die Freude, denn sie haben sie sich noch nicht verdient. Sie verschieben ihren Wunsch nach Begegnung, denn sie könnten ja abgelehnt werden. Oder sie erfüllen sich alle Wünsche jetzt und sofort, weil sie ihre heutigen Pflichten nicht erledigen wollen.

Die „Aufschieberitis“ heißt in der Fachsprache „Prokrastination“. Hört sich nicht schön an, finde ich. Irgendwie kratzbürstig. Geht aber als Krankheit durch. 

Szenenwechsel – ein anderer Spruch: 

„Wenn Du an eine Weggabelung kommst – nimm sie!“

Manche Ratschläge können den gesunden Menschenverstand ganz schön strapazieren. Was soll denn so ein Spruch schon wieder? – Ist doch klar, denken vielleicht manche von Euch: Wenn ich an eine Weggabelung komme, muss ich mich entscheiden – rechts oder links. 

Aber dann dieses auffordernde, ultimative: „… nimm sie!“

Das kann schwierig sein und dauern. Vor allem dann, wenn keine Wegweiser an der Gabelung stehen. Es soll schon viele Menschen gegeben haben, die lieber den kompletten Rückzug angetreten sind, als mutig nach vorne zu gehen, egal, wohin die Schritte führen.

Jedes Zögern, jedes Hin- und Hergerissensein im Leben (an der Weggabelung) ist auch eine Entscheidung. Nämlich die Nicht-Entscheidung. Wichtiger ist also, sich überhaupt zu entscheiden, als nur zu überlegen und zu zaudern.

Um Dich zu entscheiden, kannst Du zwischen mehreren Möglichkeiten wählen: Du kannst Plus/Minus-Listen anlegen, Blütenblätter zupfen, eine Münze werfen oder lernen, auf Dein Herz zu hören.

Wenn der Weg schön ist – geh ihn mit Freude und Zuversicht.

Über 80jährige Menschen, die befragt worden sind, was sie in ihrem Leben versäumt haben, antworteten: 

  • „Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben.“
  • „Ich hätte nicht so viel gearbeitet.“
  • „Ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken.
  • „Ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden aufrecht erhalten.“
  • „Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein.“

(Bronnie Ware in ihrem Buch: Fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen, Arkana-Verlag 2013)

Im Grunde finde ich den Gedanken: „Träume nicht Dein Leben – lebe Deinen Traum“ schon reichlich abgegriffen. Aber irgendwie stimmt er ja auch. Also: Die Weggabelung nehmen. Schnell aufs Riesenrad. Das Leben ist zu kurz für irgendwann.

In herzlicher Verbundenheit
Georg Rupp