dirt roads junction in countryside

„Wenn Du an eine Weggabelung kommst …“

… an der kein Wegweiser steht … 

Ja, was dann? Stehen bleiben und überlegen, wohin? Die Unebenheiten der Kurven auf beiden Wegen hinter der Gabelung berechnen und der kleineren Krümmung folgen? Auf die Intuition hören? Einfach weitergehen – egal auf welchem Weg? Umdrehen, um sich nicht zu verlaufen? 

Schon Hänsel und Gretel mussten sich im Wald orientieren. Pech, dass sie dabei der bösen Hexe in die Arme liefen. 

Der Spruch hält allerdings eine „versteckte“ Lösung bereit. Die sich vielleicht erst mit dem dritten Impuls erschließt.

Aber: Zwei Worte fehlen ja noch. Komplett heißt der Gedanke: „Wenn Du an eine Weggabelung kommst … nimm sie!“ 

Und – welcher Impuls kommt Dir in diesem Moment, wenn die zwei zusätzlichen Worte die Richtung vorgeben? 

Bis Du für Dich eine Lösung findest, schreibe ich hier erst einmal, von wem dieser Gedanke stammt: Von Meister Yogi Berra (1925-2015), einem begnadeten früheren Baseballprofi in den USA – und dem mutmaßlich besten Produzenten von Aphorismen im Sport. 

So wird selbst eine simple Wegbeschreibung zu einer Handlungsanleitung von philosophischer Tiefe.

Und? Hast Du einen Impuls für die Bedeutung der beiden letzten Worte? 

Ich sehe das so: Wenn Dein Leben Dich an eine Schwelle führt, an der Du entscheiden kannst, wie es für Dich weitergehen soll … bleibe nicht stehen. Und dreh Dich erst recht nicht um in Richtung Vergangenheit. Denn dann geht Dir die Kraft und Überzeugung für die Gegenwart verloren.

„Wenn Du an eine Weggabelung kommst … nimm sie!“ 

Also – entscheide Dich zu gehen. Nach vorne? Rechts oder links? – So, wie Du es in diesem Augenblick fühlst. 

Denn wenn Du Dich nicht für eine Richtung entscheidest, entscheidest Du Dich auch – nämlich für die Nicht-Entscheidung. Dann verharrst Du in Deinen alten Geschichten. 

Jede ausbleibende Entscheidung, jede Situation, in der Du nicht handelst, sondern auf Zeit spielst, um Deine Unsicherheit und Angst nicht zu spüren, ist zunächst einmal ein Zaudern. Ein Vermeiden. Ein „Drehen im eigenen Kreis“. Manchmal auch aus der Sorge heraus, sich falsch entscheiden zu können. Ausgelacht zu werden. Versagerin oder Versager zu sein. 

Jeder Mensch ist geboren, um hier seine eigene Helden- und Heldinnen-Reise zu beginnen. Sich nicht zu verkriechen, sondern aufzubrechen wie Frodo und seine Hobbits im Dreiteiler „Herr der Ringe“. Die eigenen Chancen und Grenzen zu erproben. Denn es gibt kein Leben ohne ein gewisses Maß an Risiko.

Wenn Du also an Deine nächste Weggabelung kommst … bleib nicht zu lange stehen. Sei mutig und traue Dich. Geh Deinen Weg. Und wenn er schön ist, frage Dich nicht, wo er hinführt. Wer weiß schon, was das Leben mit einem vorhat …

Ach ja, da passt an den Schluss ja auch ein anderer Spruch von Meister Yogi Berra. Er lautet: „Wenn Du nicht weißt, wohin Du gehst, kommst Du irgendwo anders raus.“ Vielleicht neben der alten Spur? – Toll. Da kann’s ja super schön und neu werden. 

In herzlicher Verbundenheit

Ihr Georg Rupp