photography of sea waves

Die 7. Welle

Was ist der richtige Moment für den Absprung? Für die Veränderung im Leben? Den Wandel und den Neubeginn? 

Vor längerer Zeit, genau im Jahr 1973, erschien der Film „Papillon“ im Kino. Mit den Darstellern Steve McQueen und Dustin Hoffman in den Hauptrollen. Ein hartes Gefangenendrama, das Anfang der 1930er Jahre mit der Deportation von etwa hundert Gefangenen aus Frankreich in die Strafkolonie Französisch-Guayana beginnt. Unter den Gefangenen ist auch Henri Charrière (Steve McQueen), der wegen seines auf die Brust tätowierten Schmetterlings, dem Zeichen für Freiheit, „Papillon“ genannt wird.

Er entwickelt schließlich den Plan, von einer Klippe der Gefängnisinsel ins Meer zu springen – und sich auf Säcken voller Kokosnüsse ans Festland treiben zu lassen. 

Doch einfach ist sein Plan nicht. In der Schluss-Szene berichtet er seinem etwas schrulligen Mitgefangenen (Dustin Hoffman): „Wenn Du einfach in die Tiefe springst, wirst Du es nicht schaffen. Ich habe mitgezählt. Die ersten sechs Wellen schlagen gegen die Klippe. Sie werden Dich nicht auf das offene Meer führen, sondern gegen den Felsen schmettern. Erst jede siebte Welle trägt Dich hinaus.“ 

Papillon zählte die Wellen – und setzte seinen spektakulären Klippensprung genau vor Beginn der siebten Welle an. Die Brandung führte ihn schließlich aufs offene Meer – und in die Freiheit. 

Die siebte Welle … in Veränderungsprozessen ist nicht die Küste und nicht das offene Meer das Problem, sondern die Brandung. Die Wellen und die Gischt, die uns die Kraft rauben. Der Wind, der uns entgegenbläst. Der Weg, der noch nicht gebahnt ist.

Es gibt richtige und es gibt falsche Augenblicke für unseren Veränderungsprozess. Nicht alles können wir planen. Manchmal weist uns das Schicksal auf den passenden Zeitpunkt hin. Das kann eine Krankheit, die permanente Nicht-Erfüllung von Wünschen sein. Die immer gleichen Steine, die uns im Weg liegen. Die immer gleichen Klippen, die uns die Hoffnung nehmen. Die immer gleichen Gedanken, die uns am Aufschwung und Umschwung hindern. 

Doch: Die siebte Welle gibt es auch für uns. Für Dich und für mich. Es gibt diesen „richtigen“ Zeitpunkt für Veränderungen, für Aufbruch und Neubeginn. Die einzige Voraussetzung: Offen und bereit zu sein für den Wind, der uns antreibt.

Wie uns schon ein chinesisches Sprichwort verrät: „Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern – und die anderen Windmühlen.“

Wind und Wellen gab es zu allen Zeiten. Auf der Arbeit, in der Partnerschaft, in einer gescheiterten Lebensbalance. Seien wir wachsam und neugierig auf die Zeit der siebten Welle. Am besten mit Mut und Zuversicht. 

Dann gibt es jedoch nur einen guten Rat: Klammere Dich nicht an der Klippe fest!

In herzlicher Verbundenheit

Ihr Georg Rupp