Über das Brennen und das Ausbrennen …
„Lagerfeuer-Romantik“ … im Kreis um das Feuer sitzen. Das hat doch etwas mit großen Gefühlen zu tun. Vielleicht sogar mit „entbrannter Leidenschaft“. Für eine Idee können wir „Feuer und Flamme“ sein. Feuer kann aber auch verbrennen, verzehren, vernichten.
„Gespräche am Kamin“ über philosophische und religiöse Themen – dazu wurde ich früher öfters eingeladen. Und durfte ein paar Impulsgedanken an den Anfang stellen.
Feuerschale, Lagerfeuer, Kamin … ist das Feuer gebändigt, zieht es uns magisch an.
In einem Essay über das Feuer (in „Publik-Forum Extra“, 5/24) las ich die Sätze: „Wer sein Leben lebt, ohne für etwas zu brennen, lebt lauwarm und unter seinen Möglichkeiten. Doch es droht auch das Gefühl, ausgebrannt zu sein. Burnout ist eine verbreitete Zeitkrankheit.“ (Klaus Hofmeister, ebenda)
Wofür brennst Du? Für Deine Ideen? Deinen Beruf? Deine Familie? Dein Hobby? Deinen Glauben?
Was willst Du noch unbedingt ins Leben bringen? Was willst Du der Welt schenken, was hinterlassen? Was sollen diejenigen, die Dich überleben, später über Dich erzählen?
Viele Menschen suchen die Nähe des Feuers, halten aber dennoch respektvoll Abstand. Denn selbst ein Funkenflug ins Trockene kann schon viel Unheil anrichten.
Und was geschieht, wenn die Grenzen verschwimmen? Da gibt es Menschen, die freiwillig und ohne Not, barfuß über glühende Kohlen laufen. Die Motive sind so unterschiedlich wie die Menschen, die sich diesem Ritual stellen.
Das ist wirklich kein Trick: Die heruntergebrannte und flach geharkte Holzkohle ist über 800 Grad heiß. Selbst, wenn die Glut ergraut, sind es noch 600 Grad.
Es gibt bislang keine einleuchtende wissenschaftliche Begründung, wieso die empfindsame Haut des Menschen diese außergewöhnlichen Strapazen unbeschadet überstehen kann.
Es gehört also schon sehr viel Mut dazu, den ersten Schritt ins Glutbett zu setzen.
Besonders anrührend war es, beim Feuerlauf ein behindertes Paar zu sehen, das gemeinsam Hand in Hand über das Feuer lief. Er fast erblindet, sie mit spastischer Körperbehinderung. Diese beiden drückten ihre innere Verbundenheit durch den gemeinsamen Lauf über die heißen Kohlen aus. Sie gingen für ihre Liebe durchs Feuer.
Ich erlebte Menschen, die für ihre Familie, für ihren Lebenserfolg und für ihr Selbstvertrauen über die heiße Glut liefen. Und da wurde mir klar: Es ist nicht nur der Mut, der Dich zum Sieger über die Hitze werden lässt. Es ist das Vertrauen in Dich und das Feuer, in das Zusammenspiel beider Energien.
Möglicherweise ist es auch so: Wenn Du beseelt bist für eine Idee, wenn Du für eine Sache „brennst“, wenn das innere Feuer so stark ist wie das äußere – dann kann Dir die Glut nichts anhaben!
Indianer zeigen eine besondere Dankbarkeit dem Feuer gegenüber. Regelmäßig halten sie Zwiesprache mit „Großvater Feuer“.
Hast Du das Feuer auf diese Weise schätzen gelernt, kannst Du Dich ganz mit ihm verbunden fühlen.
Der längste unserer eigenen Feuerläufe ging über zwanzig Meter. Claudia lief immer für ihre Überzeugung, dass Liebe sie allezeit durch ihr Leben trägt. Und ich lief für mehr Mut, Zuversicht – und ein leuchtendes Herz.
Wenn Du wissen willst, wofür Du brennst: Frage Dein Herz – und lass es mitentscheiden.
Und wenn Du damit heute noch nicht zur (Er-)Lösung findest? – Dann schau auf Deine Kindheit und frage Dich: Was habe ich mit Freude und Leidenschaft gemacht, gespielt, genossen, bevor der „Ernst des Lebens“ (= Schule) begann?
Übrigens: Wenn Du ausbrennst, bist Du auf der völlig falschen Spur. Denn ein Burnout ist nichts anderes als die Hintertüre einer Depression.
In herzlicher Verbundenheit
Ihr Georg Rupp