Danke für die Blumen!

Hier sitze ich, mein Blick schweift umher. Mehr belanglos als betrachtend. Erstaunlich nur, wie dieser kleine Vogelschwarm den großen Strauch einnimmt. Da fliegen sie mit vollem Karacho hinein, dass man denken könnte, sie prallen an den Zweigen ab. Aber weit gefehlt, sie finden fast ohne Abbremsen den perfekten Landeplatz. Mindestens zehn auf einmal, die rein- und wieder rausfliegen. – Den Schönwetterwölkchen am Himmel wird es egal sein. Der Rasen ruht still. Ich weiß nicht, wie er sich fühlt – und was er vielleicht fühlt, wenn wir Menschen mit unseren breiten Schuhen auf ihm herumlatschen. Wenn wir eine Blume zu Fall bringen, könnte ihr das wehtun. Aber der Rasen?

Hier sitze ich. Eigentlich wollte ich mal an gar nichts denken. Nur „sein“. Und jetzt denke ich daran, was der Rasen so alles ertragen muss.

Es ist schon komisch mit uns Menschen. Abschalten und nur „sein“ ist schwierig. Und an nichts denken geht schon mal gar nicht.

Warm ist es. Meine Unterarme sind feucht. Das bemerke ich aber erst, als eine Fliege sich auf den linken setzt, um an einer kleinen Schweißperle zu saugen.

Friedlich ist es. Doch, einigermaßen. In der Ferne höre ich einen Hubschrauber kreisen. Ich spüre, dass ich nicht ganz bequem sitze. So verlagere ich mein Gewicht ein wenig … Jetzt passt es besser.

Ich höre die Geräusche, die der Wind an der Fahnenstange macht. Da habe ich gestern die Europafahne aufgezogen. Europa finde ich wichtig. Aber den Rasen haben wir nicht gut gedüngt. An einigen Stellen ist er recht kahl. Tut mir leid, Rasen.

Ja, ich sitze hier. Warum? Ich warte auf eine Eingebung. Eine Anekdote fehlt mir noch für mein Buch. Für die Geschichten, die ein Therapeut erzählt. Mein Blick schweift umher …

Jetzt setzt sich Claudia neben mich. Blättert im Reiseführer. Ich rieche Kaffee. Ich sage ihr, dass es schön ist, wenn sie neben mir sitzt. Sie freut sich kurz – und vertieft sich wieder.

Sie hat alle meine Geschichten gelesen. Mich motiviert. „Wenn es in Dir brennt, musst Du das Buch schreiben“, sagte sie. Ihre Meinung ist ehrlich. Manches habe ich drin gelassen, auch wenn sie es nicht so gut fand. Anderes habe ich gestrichen.

Danke, Claudia, für Deine Offenheit und Deine liebevolle Wertschätzung. Danke für die Blumen.

Ja, eine neue, letzte Eingebung kommt hier und heute wohl nicht mehr angeflogen. Dann schreibe ich einfach das auf, was mir beim Sitzen und Schauen in den Bleistift fällt.

Ach ja, und den Kaffee … den gönne ich mir jetzt. Der duftet wirklich. Die Marke kenne ich nicht. Aber gut ist er. Das schmecke ich sofort.

In herzlicher Verbundenheit

Georg Rupp